Der Cannabiskonsum ist in Italien nicht illegal. Der Besitz und der Verkauf sind es allerdings. Wird man zum ersten Mal erwischt, ist das Gesetz nachsichtig, aber wiederholte Verstöße führen in der Regel zu administrativen Sanktionen. 2007 erkannte die italienische Regierung den therapeutischen Nutzen von THC für eine Vielzahl von Krankheiten an und legalisierte Cannabis für medizinische Zwecke.
Darf man in Italien Cannabis besitzen und konsumieren?
Ein Gesetz von 1990 dient nach wie vor als Rahmen für die Prävention, das Verbot und die Bestrafung drogenbezogener Aktivitäten. Nach diesem Gesetz ist nicht der Konsum von Cannabis illegal, aber der Besitz. Das Gesetz 79 (2014 verabschiedet) definierte Cannabis als eine der weniger gefährlichen Drogen. Der Besitz von Cannabis kann zum Verlust eines Führerscheins für ein bis drei Monate führen. Bei härteren Drogen wird diese Strafe auf zwei bis zwölf Monate verlängert. Ersttäter erhalten in der Regel eine Verwarnung und eine förmliche Aufforderung, den Cannabiskonsum einzustellen.
Das Gesetz wurde 2016 dahingehend geändert, dass es die Hanfproduktion erlaubt und reguliert. Dies führte in Italien zu einer regelrechten „Cannabismania“, im Zuge derer viele Einzelhändler „Cannabis light“ in ihren Läden verkaufen. Obwohl es frei erhältlich ist, erlaubt das Gesetz seinen Konsum keineswegs. Stattdessen wird es als „Sammlerstück“ verkauft und darf nur für „technische Zwecke“ genutzt werden.
Darf Cannabis in Italien verkauft werden?
In Italien ist es illegal, Cannabis zu verkaufen oder zu verbreiten. Wird man beim Verkauf von Cannabis erwischt, ist die Strafe jedoch weniger streng als bei „harten Drogen“ (beispielsweise Kokain oder Heroin). So kann man etwa für den Verkauf von Heroin bis zu 22 Jahre inhaftiert werden. Im Gegensatz dazu führt der Verkauf von Cannabis zu maximal sechs Jahren Haft.
Dabei gibt es einige Ausnahmen. Wird die Straftat als geringfügig angesehen, ist die Freiheitsstrafe auf mindestens sechs Monate bis maximal vier Jahre begrenzt. Bei der Urteilsverkündung berücksichtigt die italienische Justiz die Art und Weise des Verkaufs, die Persönlichkeit des Täters, sein Verhalten und seine Motive für die Tat.
Darf Cannabis in Italien angebaut werden?
Der Hanfanbau ist in Italien seit 2016 legal. Dies hat sich als großer Vorteil für einige italienische Unternehmen erwiesen, die mit der Herstellung von Hanfprodukten wie Hanfpasta oder Hanfbaustoffen begannen. Es wird zudem vom italienischen Militär legal angebaut – der einzigen Organisation, die derzeit medizinisch wirksames Cannabis anbauen darf. Zur Zeit hat das Militär jedoch Schwierigkeiten, mit der Nachfrage Schritt zu halten. 2016 debattierte das italienische Parlament ebenfalls über die Möglichkeit, den Anbau von bis zu fünf Pflanzen für den Eigenbedarf zu legalisieren. Der Vorschlag stieß auf heftigen Widerstand, insbesondere bei den katholischen Gesetzgebern und den rechtsextremen politischen Parteien.
Ist CBD in Italien legal?
Der Erwerb und die Anwendung von therapeutischem CBD-Öl sind (für medizinische Zwecke) legal. Es kann nur mit ärztlichem Rezept in einer Apotheke erworben werden. Es ist ebenfalls legal, CBD-Öl ohne Rezept zu kaufen, aber der THC-Gehalt (die Komponente, die das „High“ bewirkt) muss unter 0,6 Prozent liegen. Es darf (ähnlich wie Hanfsamenöl) als „Nahrungsergänzungsmittel“ verkauft werden, aber nicht für „technische Zwecke“.
Dürfen Cannabissamen nach Italien geschickt werden?
Sowohl der Kauf als auch der Verkauf von Cannabissamen sind in den meisten europäischen Ländern legal – so auch in Italien. Sie per Post zu versenden, ist ebenfalls legal. Das italienische Recht erlaubt jedoch nicht den Anbau von Cannabissamen, was folglich den Anbau der gesamten Pflanze illegal macht.
Der Kauf und der Verkauf von Cannabisblüten ist ebenso legal, solange der THC-Gehalt unter 0,6 Prozent liegt. Die Industrie mit diesen Blüten, von den Italienern als „Cannabis light“ bezeichnet, floriert. Gennaro Maulucci, der eine Hanf-Messe in Italien organisiert, kommentiert dies wie folgt: „Es ist eine neue Wirtschaft, es fühlt sich an wie in Silicon Valley.“ Er fügt hinzu, dass „Cannabis light sogar zur Normalisierung von Cannabis beitragen könnte“.
Medizinisches Cannabis in Italien
Im Jahr 2013 legalisierte die italienische Regierung den Einsatz von Cannabis zu medizinischen Zwecken. Bis 2017 konnten die Patienten jedoch nur Bedrocan verwenden – ein Produkt, das aus den Niederlanden importiert wird und teuer in der Anschaffung ist. Im Jahr 2014 legalisierte das Parlament die Cannabisproduktion in Italien. Allerdings durfte es nur das Verteidigungsministerium anbauen. Infolgedessen ist das militärische Institut für Arzneimittel in Florenz der einzige Ort, der Cannabis für medizinische Zwecke anbaut. So erstaunlich es auch erscheinen mag, das italienische Militär ist für den Cannabisanbau verantwortlich! Die Nachfrage nach medizinischem Cannabis steigt von Jahr zu Jahr stetig an. Einige vertreten jedoch die Meinung, dass die hohen Kosten und die Schwierigkeiten bei der Beschaffung die Mühe nicht wert sind. Das bedeutet, dass sich die Betroffenen immer noch an den Schwarzmarkt wenden, anstatt im Rahmen des Gesetzes zu agieren.
Gut zu wissen
Wenn man nach Italien reist (oder dort wohnt), ist es sinnvoll, Folgendes zu wissen:
- 20,7 Prozent aller jungen Italiener (am Alter von 15 bis 34 Jahren) geben an, Cannabis zu konsumieren.
- Marihuana und Cannabisharz (Haschisch) sind die am häufigsten beschlagnahmten Drogen des Landes.
- Im Jahr 2016 versuchte die Regierung, ein Gesetz zu erlassen, dass Privatpersonen erlaubt hätte, bis zu fünf Cannabispflanzen zu Hause anzubauen. Das Gesetz hätte auch die Bildung von Social Clubs (bis zu 50 Grower) erlaubt. Das Gesetz wurde aufgrund des massiven Widerstandes anderer politischer Parteien und der römisch-katholischen Kirche nicht verabschiedet.
Die Geschichte von Cannabis in Italien
Der Hanfanbau in Italien reicht bis in die Römerzeit zurück und der Cannabisanbau fand im ersten Jahrhundert nach Christus in beträchtlichem Maße statt. Es gibt zudem viele Hinweise darauf, dass es im Mittelalter als Grundlage für Nahrungsmittel, Textilien und Baustoffe angebaut wurde.
In den frühen 1900er-Jahren blühte der italienische Hanfhandel auf. Es gab zu dieser Zeit vier Hauptsorten Hanf:
- La Canapa Picola (kleiner Hanf) im Arno-Tal in der Toskana
- La Bologna (großer Hanf) in Bologna, Ferrara und Rovigo
- La Napolitana (mit großen Samen) in Neapel
- La Napolitana (mit kleinen Samen), ebenfalls in Neapel
In den 1940er-Jahren war Italien einer der größten Hanfproduzenten der Welt. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor diese boomende Branche jedoch rapide an Bedeutung. Die Einführung von Kunstfasern führte dazu, dass weniger Hanffasern benötigt wurden, und die zunehmende Ablehnung gegenüber Cannabis veranlasste die Regierung, den Hanfanbau zu verbieten. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts änderte sich abermals die Haltung gegenüber Cannabis. 2016 wurde die industrielle Hanfproduktion legalisiert, sodass Unternehmen wieder Cannabis anbauen dürfen.
Moderne Einstellung gegenüber Cannabis
Italien hat eine beträchtliche Anzahl an Cannabiskonsumenten im Land. UNODC-Daten deuten darauf hin, dass das Land in Bezug auf die Prävalenz des Cannabiskonsums weltweit an zwölfter Stelle steht. Die Genehmigung des Verkaufs von „Cannabis light“ zeugt ebenfalls von der relativ liberalen Haltung der Regierung. Andere stehen jedoch in direkter Opposition und fordern, dass Cannabis wieder völlig illegal gemacht werde. Die römisch-katholische Kirche ist da ein gutes Beispiel dafür.
Ist Cannabis in Italien auf Rezept erhältlich?
Nur Patienten mit ärztlicher Verschreibung und ministerieller Bewilligung haben Zugang zu medizinischem Cannabis. Die Voraussetzungen dafür sind unter anderem folgende Erkrankungen:
- Chronische Schmerzen
- Multiple Sklerose (MS)
- Tourette-Syndrom
- Glaukom
- Anorexie
- Verletzungen an der Wirbelsäule
- Kachexie
- Übelkeit
Die Patienten müssen zuvor andere Behandlungsmethoden probiert haben, bevor sie medizinisches Cannabis verschrieben bekommen. Darüber hinaus müssen einige der Erkrankungen auf andere Krankheiten oder Behandlungen zurückzuführen sein. So müssen beispielsweise Anorexie oder Übelkeit durch Chemotherapie, Strahlentherapie oder HIV/AIDS verursacht werden, um Cannabis als Medikament zu erhalten. Medizinisches Cannabis ist nur in Apotheken erhältlich. Nach Erhalt des Medikaments muss eine Quittung vorgelegt, unterschrieben und vom Apotheker abgestempelt werden, die als offizielles Zeugnis der verordneten Behandlung dient. Man kann es nicht mit einem Wiederholungsrezept erhalten. Um mehr medizinisches Cannabis zu erhalten, ist eine erneute Verschreibung durch den Hausarzt erforderlich.